Das „Wollen” ist entscheidend – Cornelius Obonya über den Schlüssel für gute Präsentationen
Als Schauspieler steht er ständig auf Bühnen, vor der Kamera und vor Publikum. Präsentieren muss er dabei nicht nur unterschiedliche Rollen, sondern vor allem und immer sich selbst. Wie man da die Ruhe bewahrt und gleichzeitig das Publikum überzeugt? Das haben wir Cornelius Obonya gefragt.
Ein Leben vor Publikum
Cornelius Obonya gehört schon lange zu den festen Größen der deutschsprachigen Schauspielkunst. Bis 2016 spielte der gebürtige Wiener den „Jedermann” bei den Salzburger Festspielen. Regelmäßige Auftritte im Wiener Burgtheater, in Tatort-Krimis, Hörspielen und zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen gehören zu seinem Arbeitsalltag. Für seine Auftritte konnte er bereits zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen gewinnen. Und auch außerhalb seiner Rollen präsentiert sich der österreichische Schauspieler als Redner bei diversen Vorträgen und Präsentationen immer wieder einem Publikum.
Kurz: Cornelius Obonya führt ein erfolgreiches Leben im Scheinwerferlicht. Dabei gilt es, nicht nur bestimmte Rollen überzeugend darzustellen, sondern auch sich selbst immer wieder dem Rampenlicht auszusetzen. Von wem könnte jemand, der eine Präsentation halten muss, also mehr lernen? Welche Methoden Obonya anwendet, um ein Publikum von sich zu überzeugen und welche Tipps aus der Schauspielkunst er allen Präsentierenden ans Herz legt, hat er uns im Interview verraten.
Als Schauspieler stehen Sie ständig auf Bühnen oder vor der Kamera: Halten Sie auch außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit Vorträge?
Auch solche Auftritte kommen immer wieder vor. Ich habe beispielsweise für die Organisation Rotary bereits Vorträge gehalten und einmal hatte ich die große Ehre, eine Holocaust-Gedenkrede halten zu dürfen. Meistens spreche ich bei solchen Vorträgen über künstlerische oder auch politisch-gesellschaftliche Themen.
Wie gehen Sie bei der Vorbereitung für solche Präsentationen vor?
Um ehrlich zu sein, mache ich das vollkommen aus dem Bauch heraus. Abhängig von dem Thema und davon, wie gut ich mich damit bereits auskenne, mache ich mir mal Notizen, mal nicht. Ist Letzteres der Fall, merke ich zugegebenermaßen oft, dass ich gerne von der Hauptspur abschweife. Es ist also tatsächlich sinnvoll, sich vorher eine Spur zu legen. Wenn man dann trotzdem frei vor dem Publikum präsentieren kann, umso besser. Aber ich scheue mich auch nicht, ein Zettelchen vor mir liegen zu haben. Ob meine Vorträge dann letztendlich auch wirklich gut waren, das müssen natürlich andere beurteilen.
Was sind die essentiellen Zutaten, um ein Publikum für sich zu gewinnen?
Grundsätzlich gibt es bei der Präsentationstechnik einen großen Unterschied zwischen dem Schauspiel mit auswendig gelernten Texten und dem freien Vortrag ohne jegliche Vorlage. Eines ist meiner Meinung nach jedoch beiden vollkommen immanent und ident: Der Vortragende muss es erzählen wollen. Und zwar zutiefst. Das bedeutet nicht, dass der Erzählende voller Ekstase auf und ab springen muss, aber er muss genau wissen, wovon er redet. Das bedingt eine genaue Auseinandersetzung mit einem Thema. Es kann jedoch auch vorkommen, dass man zu einem bestimmten Punkt nicht genug Informationen hat, wohl aber zu einem anderen. Ist das der Fall, würde ich in einem Vortrag nie die Scheu haben, das auch zuzugeben. Denn einen Fehler oder eine Unkenntnis frei zuzugeben, macht den Vortragenden charmant. Dafür muss man allerdings an einer anderen Seite auch wieder etwas einlösen, also eine Information preisgeben, mit der man sich sehr wohl auskennt. Ein offener Umgang mit dem Publikum ist wohl das Wichtigste. Das bedeutet eben auch, offensiv mit Schwächen umzugehen. Ein zunehmend wichtiges Thema ist zum Beispiel, wenn jemand aus dem Publikum während eines Auftritts oder Vortrags auf sein Smartphone starrt. In so einem Fall kann man auch die Aufmerksamkeit des Publikums fesseln, indem man das offen anspricht.
Kann Ihrer Meinung nach jeder ein guter Präsentator werden?
Eine Sache kann man meiner Meinung nach leider nicht lernen: Die Ausstrahlung. Auch das beste Präsentationscoaching der Welt kann fehlende Ausstrahlung nicht ersetzen. Das ist ähnlich wie beim Schauspiel: Man kann noch so viele Schauspielkurse belegen oder noch so lange auf einer Schauspielschule gewesen sein – fehlendes Talent kann man damit niemals ersetzen und das wird ein Publikum immer spüren. Es ist schlichtweg nicht jedermanns Sache, sich vor ein Publikum zu stellen. Aber: Es gibt eine Möglichkeit, das zu kompensieren. Denn etwas, das durchaus möglich ist, ist mit viel Übung eine Präsentation so zu strukturieren, dass sie spannend ist. Auch jemand, der von Natur aus nicht gern vor Publikum steht, kann faktisch überzeugend sein und mit einer spannenden Struktur eine gelungene Präsentation halten. Eine spannende Struktur zeichnet sich dadurch aus, dass sie unkonventionelle Wege geht, Humor einsetzt und zeigt: Ich kenne mich gut aus, aber nehme mich selbst nicht zu ernst.
Fortsetzung folgt…
Cornelius Obonya steht schon seit seiner Jugend vor Publikum – hat man da überhaupt noch Lampenfieber? Und wenn ja: Was sind seine ultimativen Tipps für alle, denen schon beim Gedanken an das Reden vor Publikum die Knie schlottern? Das und vieles mehr erfahren Sie in Part zwei unseres Interviews mit Schauspieler Cornelius Obonya. Seien Sie gespannt!
Lukas Keller (links; CEO presono) und Schauspieler Cornelius Obonya (rechts) verbindet eine langjährige Freundschaft.
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